• OSZ Mals (Foto: Jonas Marseiler)

Politisch-Philosophisches Cafe

Wie “Mann” in Südtirol tickt, wissen wir natürlich noch immer nicht, wenn sich auch einige Konturen abgezeichnet haben. Unsere beiden Referent*innen Hannah Marti und Arthur Holt von der Uni Bozen, Studiengang Eco-Social Design haben einige unserer Annahmen bestätigt, wonach z. B. Südtirols Männer von eher konservativen Werten und Vorbildern geprägt sind und dass es auch für sie schwierig ist, sich in persönlichen Problemsituationen Hilfe zu holen und über die eigenen z. B. zwischenmenschlichen Schwierigkeiten zu sprechen. Michael Benetti von der Männerberatungsstelle der Caritas hat uns kurz seine Tätigkeit im Bereich Gewaltprävention skizziert und einige wichtige Erkenntnisse aus seiner Arbeit vermittelt: Zu Schwierigkeiten kommt es, wenn sich Menschen keiner persönlichen Sicherheit und Perspektive gewiss sind, wenn sie keine “Selbstwirksamkeit” verspüren: Das, was ich sage und tue, wird von den anderen nicht gesehen und nicht geschätzt, ich kann auf mein Umfeld nicht einwirken, bin ihm ausgeliefert.
Männer definieren sich nach wie vor sehr stark über ihre Arbeit und über die Sinn-Erfahrung, die ihnen diese Arbeit gibt, auch über den sozialen Rang, den ihnen die Arbeit gibt.
Männer mit Migrationshintergrund sind oft auch noch von starreren und traditionelleren gesellschaftlichen Einstellungen und Werten geprägt, was im Austausch und in der Reibung mit modernen Gesellschaften zu Problemen und Missverständnissen führen kann.
Diese Thematik hat für ein sehr belebtes Finale unseres 2. Cafés gesorgt. Sie gehört auch zu den prägenden Fragen des derzeitigen gesellschaftlichen Diskurses und wie wir gesehen haben, beeinflusst sie auch wesentlich den Ausgang von politischen Wahlen… Unser Gedankenaustausch hat gezeigt, dass euch dieser Themenkreis auch emotional sehr beschäftigt und ich möchte meine Schlussüberlegung hier wiederholen:
Das Zusammentreffen mit “dem Anderen” macht uns bewusst, wer wir selbst sind und wer wir sein wollen. Wir werden dazu aufgefordert zu definieren, welche Werte für unsere Gesellschaft zählen sollen. Diese Werte müssen wir dann auch selbst vorleben, um ihnen wirklich “Wert” zu verleihen. Am Beispiel von gewalttätigen Jugendgangs heißt das: Wir müssen unmissverständlich klar machen, dass Gewalttätigkeit bei uns kein Zeichen von Stärke ist, das Respekt einbringt; dass Aggressions-Kontrolle nicht aus Wehrlosigkeit, sondern als ein Bekenntnis zu unserer Zivilisation angestrebt wird; dass “Alpha”-Männlichkeit nach unserer Definition nicht zurück in eine Form von Primatentum führt (wie sie auch von einigen einflussreichen Influencern vorgeführt wird), sondern in Richtung einer männlichen Autorität weist, die sich aus persönlicher Tiefe, Lebenserfahrung, Empathie, Vielseitigkeit usw. speist…
Gerne möchte ich uns auch nochmal dazu auffordern, unsere Wahrnehmung immer wieder mal auch mit einer gewissen kritischen Distanz zu überprüfen: Welche Nachrichten / Informationen nehmen wir warum wahr, welche rutschen warum unter unserer Wahrnehmungsgrenze durch? Das kann manchmal zu erhellenden Beobachtungen führen. Dazu ein aktueller Buchtipp
Bleiben wir in Kontakt, miteinander und mit uns selbst!
Salut
Thomas Strobl

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